von Elias Aslaksen
Kapitel 1
Einleitung
Nichts kann wohl mehr missverstanden werden als christliche Freiheit. Dass wir zur Freiheit berufen sind, darüber besteht ja kein Zweifel. Worin diese Freiheit aber besteht und was sie nicht einschließt, das ist und bleibt die große Frage.
Darüber gibt es viele weit verschiedene Auffassungen: Darum liegt es mir am Herzen, dieses Heftchen zu schreiben, um klarzustellen, worin wahre christliche Freiheit besteht.
Im Gegensatz zur wahren Freiheit, zu der wir berufen sind, kann alles andere falsche Freiheit oder Knechtschaft genannt werden.
Kapitel 2
I Frei zu sein vom Sündigen
Joh. 8, 31 – 36
Sündigen oder Sünde tun, das heißt etwas tun, wovon man im Voraus weiß, dass es gegen Gottes Wort und Willen ist. Man widersteht also der Versuchung nicht und fällt. Aus dem oben angeführten Text geht mit aller Deutlichkeit hervor, dass Christus uns davon völlig frei machen will. Das wiederum bedeutet dann, ein Siegesleben zu führen. Eine herrlichere Freiheit können wir uns nicht denken: Immer Sieg! Niemals bewusst sündigen! Das Gegenteil dieser Freiheit ist Knechtschaft, denn Jesu Wort lautet: „Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.“
Kapitel 3
II Freiheit von unserem alten Menschen, von uns selbst nach dem Fleisch
Röm. 6, 6; Gal. 2, 19 – 20; 5, 24; 6, 14
Alle bewusste Sünde kommt von unserem alten Menschen. Im Allgemeinen ist es so, dass man sündigt und, sofern man bereut, dann dafür Vergebung bekommt. So kann man sein ganzes Leben lang fortfahren. Der alte Mensch lebt, ist deshalb auch wirksam und man sündigt und sündigt weiter. Viele sprechen von ihrem alten Menschen, als ob es selbstverständlich wäre, dass er lebt und immer weiterleben wird. Sie denken und reden also in reinem Unglauben gegen Gottes Wort, denn dieses sagt ja, dass unser alter Mensch mit Christus gekreuzigt wurde. Glauben wir an dieses Wort, dann können wir dadurch unseren alten Menschen für immer loswerden und damit auch die Werke des alten Menschen, welche die Schrift die Werke des Fleisches nennt. Gal, 5, 19.
Herrliche Freiheit! Herrliches Siegesleben!
Kapitel 4
III „Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte“
1. Kor. 7,23
Der Menschen Knecht zu sein und sich von anderen beherrschen lassen, ist unser ganz und gar unwürdig. Sirach sagt: „Lass dem Sohn, der Frau, dem Bruder, dem Freunde nicht Gewalt über dich, solange du lebst.“ Sir. 33, 20.
Dies ist eine weitumfassende Sache. Es kommt oft vor, dass eine einzelne Person, sich, von einer anderen beherrschen lässt. In der Regel ist dann die eine, eine starke Persönlichkeit, während die andere schwach ist. Der Schwache will gern Hilfe haben und der Starke will gerne helfen. Anstatt dies aber auf christliche Weise zu tun, wird es oft so, dass der eine den anderen beherrscht. Das sieht dann so aus, als ob der eine der Herr und der andere der Hund dieses Herrn wäre. Einmal durfte ich dazu beitragen, dass eine gottesfürchtige und fromme Schwester in Wahrheit von ihrer Beherrscherin freigemacht wurde. Dies war ein wunderbares und herrliches Erlebnis. Die freigemachte Seele wurde in Wahrheit eine treue Schwester im Herrn.
Eine der sündigen Neigungen der Menschen besteht eben darin, sich beherrschen zu lassen. Man hat es dann im Leben gewissermaßen leichter, wenn jemand anderes die Verantwortung übernimmt und für mich bestimmt. In beiden Fällen ist man jedoch von der Sünde beherrscht! Unsere herrliche Berufung ist, wirklich frei zu werden. Wir sollen auch von Menschenknechtschaft frei sein und frei davon, in Knechtschaft zu geraten.
Es ist nicht nur so, dass man eine einzelne Person beherrschen kann. Man kann sich sogar zum Herrn erheben und über ganze Versammlungen herrschen. Es kommt sogar vor, dass ein Fräulein oder eine Frau, Diktator einer ganzen Versammlung sein kann oder gar einer ganzen Organisation, die viele Versammlungen umfasst. Dies steht im allerstärksten Widerspruch zu den klaren Worten der Schrift.
Es gibt auch eine besonders betrügerische und unheimliche Weise, durch die man Gottes Volk beherrschen kann, nämlich durch Missbrauch von Offenbarungen, Weissagung, Zungenreden und deren falsche Auslegung. Man spricht seine eigenen Gedanken aus, anstatt eine Botschaft von Gott zu bringen. Wird im Namen Jesu geweissagt, dann sind viele so einfältig und in Unkenntnis über das Wort der Schrift, dass sie es nicht wagen, mit der Möglichkeit zu rechnen, es könnte auch etwas Falsches dabei sein. Anstatt das Vorgetragene zu prüfen, wie es die Schrift deutlich sagt, beugt man sich blind vor allem möglichen, wenn es nur „im Namen Jesu“ gesagt wird.
Auf diese Weise kann man von allem möglichen gefangen und gebunden werden. Es gibt dann keine Grenzen für das, was man sich diktieren lässt, selbst wenn es in vollkommenem Gegensatz zum Wort zu Gottes Wort steht.
Kennt man die Schrift nicht gründlich, ist man ganz unbeholfen und den unmöglichsten Dingen preisgegeben.
Kapitel 5
IV „Nicht als die über die Gemeinden herrschen!“
1. Petr. 5,3
Ja, das ist eine herrliche Freiheit: Frei zu werden davon, andere Menschen zu beherrschen! Andere zu beherrschen ist ebenso falsch, wie sich von anderen beherrschen zu lassen. Es ist gut, das Licht scheinen zu lassen. Es ist auch sehr gut, die Menschen zum Guten zu ermahnen. Man muss sich jedoch gänzlich dessen enthalten, über sie zu bestimmen. Jeder einzelne muss vollkommene Freiheit haben, selbst zu bestimmen. Diese Freiheit muss respektiert werden!
Kapitel 6
V Freiheit dazu, soviel Gutes zu tun, wie man will
Jak. 1, 25 und 2, 12
Ja, dies ist auch eine liebliche und herrliche Freiheit. Man hat Freiheit, sich richtig im Guten zu tummeln! Du darfst dienen und von allem, was dir gehört, so viel hergeben, wie du willst. Denke, wenn das verboten wäre?! Dann würden alle, die es lieben, von ganzem Herzen Gutes zu tun, in eine schlimme Zwangsjacke und peinliche Knechtschaft kommen. Gelobt sei Gott für diese herrliche Freiheit! Die Sünde ist das große Hindernis! Kommt das Hindernis weg, geht es in voller Fahrt vorwärts!
Kapitel 7
VI Freiheit zum Dienen in der Versammlung
2. Kor. 3, 17; 1. Kor. 14,26
Auf diesem Gebiet hat man praktisch auf der ganzen Linie versagt, in Kirchen und Versammlungen auf der ganzen Welt. Es gibt überhaupt kaum irgendwo eine einzige Versammlung, wo solche Freiheit vorhanden ist und wo sie ganz und gar praktiziert wird. Das ist ein Schandfleck der sogenannten Christenheit. Irgendeine Entschuldigung dafür gibt es überhaupt nicht; denn die Worte der Schrift sind deutlich genug. Wir sehen auch aus Eph. 4, dass alle Heiligen zum Werk des Dienstes zugerüstet werden sollen. Stattdessen ist es jetzt überall so, dass die Gläubigen nur kommen, um die Bänke zu füllen. Die Sache ist die: Würde diese Freiheit praktiziert, so würden zunächst viele falsche Dienste hervorkommen. Fehlte dann den leitenden Personen Weisheit, Liebe, Langmut und Ausdauer, so würden sie all dieses Unvollkommene und Verkehrte nicht ertragen können. Auch könnten sie vielfach denen, die Fehler machen, nicht zurecht helfen. Käme man dann über sein eigenes Versagen nicht in Not, so bliebe nichts anderes übrig, als die ganze Freiheit erneut zu knebeln und zu verbieten. Und dies tut man im Allgemeinen überall und in fast allen christlichen Versammlungen.
Auf diese Weise sind Kirchen mit Pastoren entstanden, anstatt Glieder an Christi Leib, die einander innerhalb dieses Leibes dienen. Es ist eine Schande und ein Skandal, diese Freiheit und diese Möglichkeiten zum Wachstum, die uns Christus geschenkt hat, zu knebeln oder auszuschließen.
Kapitel 8
VII Freiheit von der Knechtschaft unter dem Gesetz
Röm. 7, 6; Gal. 2, 4-5; 5,1.13
In Knechtschaft unter dem Gesetz kann man auf verschiedene Weise sein. Es kann Knechtschaft unter dem Gesetz des alten Bundes sein, Knechtschaft unter den Gesetzen und Bestimmungen, die wir von unseren Vorgesetzten bekommen und Knechtschaft unter den Gesetzen, die uns unser Gewissen gibt.
Die Knechtschaft besteht darin, dass wir meinen, wir müssten uns nach diesen Gesetzen richten, während wir aber keine Liebe und auch keine Kraft dazu haben, sie zu halten. Sind wir in dieser Knechtschaft eifrig, so wird das Gesetz unser Zuchtmeister auf Christus hin. Bei ihm bekommen wir dann Liebe und Kraft, das zu tun, was wir tun sollten. Auf diese Weise werden wir von der Knechtschaft unter dem Gesetz frei. Dann werden die vollkommenen Gesetze des neuen Bundes in unser Herz und unseren Sinn geschrieben, Hebr. 10,16. Wir kommen unter das Gesetz Christi, 1. Kor. 9, 21 und können uns der Freiheit von der Sünde freuen und darüber, dass wir den ganzen Willen Gottes tun können.
Kapitel 9
VIII Freiheit dazu, dem eigenen Gewissen zu folgen
1. Kor. 10, 29
Ein weit verbreiteter Fehler ist, zu erwarten, dass die Freiheit des Tuns und Lassens, die mir mein eigenes Gewissen erlaubt, auch andere zum Maßstab und zur Richtschnur ihres Tuns nehmen. Das ist sehr gedankenlos! Man müsste sich doch sagen: Wenn ich meinem eigenen Gewissen folgen darf, so muss auch jeder andere selbstverständlich seinem eigenen Gewissen folgen können und nicht dem meinen. Also: Vollen Respekt vor dem Gewissen anderer! Sie müssen volle Freiheit haben, ihrem eigenen Gewissen zu folgen. Herrliche, sinnvolle Freiheit! Verlange ich von anderen, meinem Gewissen zu folgen, wenn ihr Gewissen etwas anderes sagt, dann verleite ich sie zur Sünde und sie bekommen ein schlechtes Gewissen.
Kapitel 10
IX Freiheit, nach unserem eigenen freien Willen zu wählen
Das gestattet das vollkommene Gesetz der Freiheit. Aber, danach kommt das Gericht! Jak. 1, 25 und 2, 12. Dies ist also Freiheit mit Verantwortung. Wenn man stets nach seinem eigenen freien Willen handelt, dann bekommt man ja Gelegenheit zu sehen, wie gut oder wie schlecht man gewählt hat. Man kann aus eigenen Erfahrungen lernen und es nach und nach besser machen. So wird man eine Persönlichkeit und bleibt keine Schachfigur, die von anderen nach Belieben hin- und hergeschoben wird. Unterweisung und Ermahnung sind gut und notwendig. Es muss aber jedem selbst überlassen bleiben, nach dem Verständnis zu handeln, welches er durch eigene Erfahrung bekommen hat. Gott will aus uns Persönlichkeiten machen.
Kapitel 11
X Freiheit von der Plagerei und Tyrannei des Satans
Röm. 16,20
Es ist unsere Berufung, davon frei zu sein, auf die vielfältigen, passenden oder unpassenden Anklagen des Satans zu hören. Er ist ein für alle Mal verurteilt. Er hat niemals Recht! Wir haben überhaupt nichts mit ihm zu tun. Er muss als abgesetzt betrachtet werden! Sein Wort ist ohne jegliche Gültigkeit. Auf ihn zu hören ist ein Verbrechen. Tun wir es, sind wir Überläufer!
Was irdische Dinge und unser Verhältnis zu anderen Menschen betrifft, sind wir berufen, Unrecht zu leiden. Das Evangelium aber, und unser Recht in Christus Jesus, sollen wir verteidigen und behaupten und so unserem Ankläger und Gegner, dem Satan, widerstehen, felsenfest, hart, 100prozentig und unerbittlich.
Hören wir nun überhaupt nicht auf Satan, nicht auf ein einziges Wort, das er spricht, wie können wir dann wissen, was er sagt?
Wenn er – durch unseren Glauben an Christi Werk – unter unseren Füßen zertreten worden ist, wie kann er dann weiterhin zu uns reden und uns plagen?
Er plagt zwar – ach, welch ein Jammer – viele andere Menschen. Diejenigen aber, unter deren Füßen er zertreten ist, kann er nicht mehr plagen! Ehre sei Gott und seinem segensreichen, wahren und kräftig wirkungsvollen Wort!
Ja – welch eine Freiheit!!!
Kapitel 12
XI Freiheit dazu, wahre Freiheit auszurufen
„Den Gefangenen zu sagen: Geht heraus!“ Jes. 49, 9. Die Leiter in Israel wurden zurechtgewiesen, weil sie nicht Freiheit ausgerufen hatten! Das ist es aber, was wir jetzt in der Zeit des neuen Bundes, in Geist und Wahrheit, tun sollen. Wir sollen es ausrufen, im Namen des Herrn, so, wie es Gottes Wort für alle Gebiete tut und lehrt. Das ist eben unsere Aufgabe!
Kapitel 13
XII Freiheit, als Könige mit absoluter Gewalt selbst über die Sünde zu herrschen
Röm. 5, 17
Ja, das ist eines der herrlichsten Worte, die es in der Bibel gibt! Welch ein Sieg! Welch herrliches, unbeschränktes Königtum!
Es ist falsch und verwerflich, über das Gewissen anderer Menschen zu herrschen, sodass sie Menschenknechte sind. So falsch wie dies ist, so ist es andererseits genauso recht und gut, edel und herrlich, nützlich und fruchtbringend, durch Gottes Gnade und Kraft und seine Wirkungen über alle bewusste Sünde zu herrschen!
Das sollen wir unverkürzt und ohne Veränderung tun, Gott zur Ehre und zum Preis! Sein Name sei hochgelobt! „Zur Freiheit hat uns Christus befreit!“ Gal. 5, 1. Dies ist eben die wahre Freiheit!
Kapitel 14
Schluss
Die religiöse Welt ist leider voll von falscher und eingebildeter Freiheit, wie auch voller Knechtschaft. Mögen daher in diesen Tagen noch recht viele Gläubige die wahre, segensreiche Freiheit erleben!
Diese Freiheit kann, geistlich gesprochen, auch folgendermaßen ausgedrückt werden: Freiheit zu allem, außer dazu, die Lebensgesetze des Geistes aufzuheben und zu übertreten.